Corona und kein Ende

Wie herrlich müssen die Lebensumstände in einem Land sein, dessen wichtigstes Thema für mehr als zwei Wochen ein vermeintlicher Mangel an Toilettenpapier war.
 
Dieser Text entsteht am 07. Mai, einen Tag nach den derzeit letzten Entscheidungen von Kanzlerin und MinisterpräsidentInnen der Länder. Es kann bis zur Drucklegung noch weitere Entwicklungen gegeben haben. Ab der nächsten Woche werden Reisen unter Einschränkungen im Inland möglich sein. Und auch die so lang vermißte Bundesliga kann, wenn auch ohne Stadionbesucher, endlich weitermachen.
In den ersten zwei Wochen, ab Mitte März waren die Einschränkungen im gewohnten Leben durchaus heftig. Die Straßen waren noch deutlich leerer als sonst in den Sommerferien. Dortmunds Innenstadt wirkte so ausgestorben wie an einem eiskalten Januartag. Aber andererseits war es auch schön, zu sehen, um wie viel eine geringere Zahl an Autos die Dortmunder Innenstadt lebenswerter machte. Sogar im Kreuzviertel gab es wieder Parkplätze. Die alten und längst neu renovierten Gebäudefassaden waren in ihrer ganzen Schönheit wieder sichtbar.
Natürlich sind die Corona-Masken unangenehm, die Abstandregeln beim Einkauf führen zu Wartezeiten. Aber gemessen an den, in anderen Ländern notwendigen Maßnahmen, haben wir in Deutschland relativ wenig Einschränkungen erlebt. Es gab keine Ausgangssperre. Kontakte wurden zwar eingeschränkt. Doch der Aufenthalt im Freien allein, mit der Familie oder auch mit nur einer weiteren Person waren immer möglich.
Zwischenzeitlich fehlen auch der Konzertbesuch, das Theater, Kino, Restaurant, Reisen, das Treffen mit Freundinnen und Freunden.
Das Herunterfahren der wirtschaftlichen Tätigkeit (Shutdown) hat viele Menschen hart betroffen. In ganz Europa sind die Arbeitslosenzahlen deutlich angestiegen. Auch in Deutschland gibt es das Instrument der Kurzarbeit. Das von vielen Unternehmen genutzt wurde. Vor allem in tarifierten Bereichen werden die 60 % Kurzarbeitergeld oft durch Zahlungen der Arbeitgeber weiter aufgestockt. Zum Teil bis auf 100 % des regulären Einkommens.
Bei aller Sorge vor Ansteckung das globale Problem der Klimaveränderung bleibt uns erhalten. Viele der in die Krise geratenen Großunternehmen werden im Interesse des Klimaschutzes ihre Geschäftsmodelle grundlegend umstellen müssen.
Dafür sind allein in Deutschland Investitionen im hohen dreistelligen Milliardenbereich notwendig. Vielfach sind die notwendigen Technologien noch nicht marktreif. Hier sollte in einer nächsten Phase des Wiederankurbelns der Wirtschaft ein weitergedachter Stabilisierungsfonds zur Förderung des Wandels und zur Sicherung von tarifgebundenen Arbeitsplätzen eingesetzt werden.
Zwar rät die Bundesregierung weiterhin von Reisen ab. Doch geben einige Bundesländer in der nächsten Zeit Hotels und Ferienwohnungen frei. Auch in NRW werden ab der nächsten Woche die Lokale wieder öffnen dürfen. Auch wenn es vielleicht nicht mehr so wirkt. Noch ist das Virus in unserer Umgebung. Wird es uns gelingen in den nächsten Monaten über den gesamten Sommer bis in den Herbst hinein, vernünftig zu bleiben? Bleibt nur die Hoffnung auf ein Ausbleiben eines viralen Sturms im Herbst.

Ulrich Mathiak

Menschliche Stadt

„Dortmund hat alle Möglichkeiten, die menschlichste Großstadt in Deutschland zu werden“. Das ist mal ein Statement. Thomas Westphal, SPD-Oberbürgermeister-Kandidat der Stadt Dortmund, hat diesen Satz beim Neujahrsempfang des SPD-Stadtbezirks Aplerbeck gesagt. Und zudem betont, dass der Zusammenhalt in einer Stadt wie Dortmund wichtig sei. Selbstverständlichkeit sei dieser Zusammenhalt keineswegs mehr. Daraus ergeben sich für Thomas Westphal vier Voraussetzungen für eine menschliche Stadt. Erstens: Jeder müsse eine bezahlbare Wohnung finden, die einem auch gefalle. 20.000 neue Wohnungen sollen in den nächsten 10 Jahren entstehen. Die Flächen dafür seien da. Nun müssten sie planerisch entwickelt werden. Zweitens: Das Thema Mobilität müsse angepackt werden. Dortmund wachse und zudem gebe es mehr Pendler (zurzeit 110.000 Einpendler und 87.000 Auspendler). Der ÖPNV müsse attraktiver werden und zugleich sollten Alternativen zum Auto geprüft werden.  Neue Fahrzeuge für die DSW seien ebenso wichtig wie eine Taktverdichtung. Schließlich solle der Nahverkehr mit Hilfe von Bundesmitteln ausgebaut werden und Radwege müssten sicherer werden. Drittens: Kinder sollten noch besser entwickelt und gefördert werden. Kindergärten und Grundschulen kämen dabei eine besondere Bedeutung zu. Zudem müsse das Ganztagsangebot besser und weiter ausgebaut werden. Viertens: Angebote für Senioren müssten bereitgestellt werden. Gerade auch in einem Stadtbezirk wie Aplerbeck mit einer älteren Bevölkerungsstruktur. Alles Handeln zu diesem wichtigen 4. Punkt ließe sich in einem Satz zusammenfassen: „Allein sein ist okay, aber einsam ist scheiße“. Dieser Satz stammt nicht von Thomas Westphal. Er kommt von Franz Müntefering.

Ingo Rudolf

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